Ein- und Durchschlafstörungen: So wichtig ist guter Schlaf für die Gesundheit

Der Bedeutung des Schlafs für unsere körperliche und psychische Gesundheit wurde in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit zuteil. Zahlreiche Studien bestätigen mittlerweile seine entscheidende Rolle in Bezug auf ein gut funktionierendes Immunsystem, die kognitive Leistungsfähigkeit und das allgemeine Wohlbefinden.
Ausreichend guter Schlaf hält gesund
Guter Schlaf hält uns gesund, zu wenig Schlaf macht krank. Mittlerweile unterstreichen bereits mehrere Studien die Bedeutung des sogenannten „circadianen Systems“ (ein biologischer Rhythmus mit einer Dauer von etwa 24 Stunden) für das menschliche Immunsystem. Zu wenig Schlaf führt demnach zu einer Stressreaktion im Körper, die wiederum die Produktion von entzündungsfördernden Stoffen anregen kann. Chronische Entzündungen im Körper schwächen den Gesamtorganismus nachhaltig. Eine Schlafstudie aus Spanien zeigt außerdem, dass Menschen, die weniger als 6 Stunden pro Nacht schlafen ein 27 Prozent höheres Risiko haben, Herzversagen, Schlaganfälle oder Aneurysmen zu erleiden. Doch wieso ist Schlaf so wichtig und was genau passiert, während wir schlafen?
Unser Körper leistet Großes, während wir ruhen
Etwa ein Drittel unseres Lebens verbringen wir schlafend. Während wir nachts vermeintlich „nichts tun“, leistet unser Organismus tatsächlich Großartiges. Im Schlaf schüttet unser Körper etwa immunaktive Stoffe aus, die unser Abwehrsystem stärken, Zellen werden regeneriert und Zellschäden repariert. Und auch unser Gehirn hat nachts so einiges zu tun: So werden etwa Erlebnisse des Tages verarbeitet und in das Langzeitgedächtnis eingegliedert. Eine geruhsame Nachtruhe fördert demnach die Gedächtnisleistung und die Konzentration, die wir im Laufe des Tages brauchen.
Ein Forscherteam um Neurowissenschaftlerin Laura Lewis von der Boston University hat im Rahmen einer aktuellen Untersuchung außerdem beobachtet, dass unser Gehirn während dem Schlafen eine Art „Spülung“ vornimmt. Demnach spült die Gehirnflüssigkeit, auch „Liquor“ genannt, während des Schlafens in pulsierenden Wellen Teile unseres Gehirns. Warum das passiert ist noch nicht gänzlich geklärt. Aus vorherigen Studien weiß man jedoch bereits, dass der Liquor giftige Eiweiße, die der Gedächtnisleistung schaden können, hinaus spülen kann. Die ForscherInnen hoffen mit ihrer Entdeckung neue Erkenntnisse über neurologische Erkrankungen und den kognitiven Verfall im Alter gewinnen zu können.
Kurzum: Körper und Gehirn leisten des Nachts Großes, um uns mental und physisch fit und gesund zu halten. Regelmäßiger, guter Schlaf ist folglich ein Muss.
Volkskrankheit: Schlafstörungen
Schlafstörungen sind in den letzten Jahren zur wahren Volkskrankheit geworden. Eine Studie der MedUni Wien und des AKH Wien zeigt, dass 30 Prozent der StudienteilnehmerInnen unter Einschlafstörungen und fast 50 Prozent unter Durchschlafstörungen leiden. Zwischen 1997 und 2007 haben sich Schlafstörungen außerdem verfünffacht. Auf die Frage nach einer möglichen Ursache war sich der Großteil der TeilnehmerInnen einig: zu viel Stress.
Ein weiterer möglicher Grund für die vermehrten Probleme beim Ein- bzw. Durchschlafen: Bildschirme. Das blaue Licht von Smartphone, Laptop, Fernseher & Co. hemmt Untersuchungen zufolge die Produktion des Schlafhormons Melatonin. „Wer abends lange vor einem LED-Bildschirm sitzt, verzögert seinen Schlaf-Wach-Rhythmus“, konkludiert der Studienleiter und Schlafforscher Dr. Christian Cajochen. Die schnelllebige, digitalisierte und hektische Zeit, in der wir leben, trägt also neben individuellen Faktoren (wie Erkrankungen, stressige Phasen etc.) möglicherweise einen entscheidenden Teil zum Volksleiden „Schlafstörungen“ bei.
Fatigue als Faktor, der den Schlaf beeinflusst
Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen ist erholsamer Schlaf wichtig für die Regeneration. Umgekehrt kann sich chronischer Schlafmangel negativ auf das Entzündungsgeschehen im Körper auswirken und Symptome und Begleiterscheinungen der MS eventuell verschlimmern. Ein Begleitsymptom der MS, die Fatigue, kann sich ebenfalls nachteilig auf das Schlafverhalten auswirken. So kann der chronische Erschöpfungszustand z. B. dazu führen, dass Betroffene untertags mehr schlafen müssen und so ihren Schlafrhythmus durcheinander bringen. Hilfreiche Tipps, um im alltäglichen Leben besser mit Fatigue umzugehen, gibt es hier.
Tipps für einen besseren Schlaf:
1. Es empfiehlt sich, abends besser ein gutes Buch zu lesen, Musik zu hören, den Tag Revue passieren zu lassen oder Entspannungsübungen durchzuführen als ins Smartphone zu starren. Dreht man das Blaulicht früh genug ab (am besten einige Stunden vor dem Schlafengehen) kann sich dies positiv auf das Ein- und Durchschlafen auswirken. Probieren Sie es aus!
2. Nicht zu spät essen. Da unser Körper für das Verdauen jede Menge Energie braucht, ist es sinnvoll, ab etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen. Ist der Körper mit dem Verdauen beschäftigt, kann es sein, dass uns diese Prozesse am Einschlafen hindern.
3. Kein Sport direkt vor dem Schlafengehen. Die letzte anstrengende Sport-Einheit sollte mehrere Stunden vor dem Zubettgehen erfolgen, da sich der Körper von der Anstrengung in Ruhe erholen muss. Wird zu spät gesportelt, kann es sein, dass das dabei ausgeschüttete Adrenalin das Einschlafen erschwert.
4. Keinen Alkohol trinken: Alkohol mag zwar helfen, etwas leichter einzuschlafen, sorgt aber gleichzeitig für einen leichteren, unruhigeren Schlaf und kann dazu führen, dass man nachts oft aufwacht und am nächsten Tag nicht richtig erholt ist.
5. Auf fixe Schlafrhythmen achten: Wer jeden Tag ungefähr zur selben Zeit aufsteht und zu Bett geht, trainiert seinen Körper auf diesen Rhythmus. Fixe Schlafenszeiten können also dazu beitragen, besser ein- und durchzuschlafen.
Achtung: Sollten Sie unter immer wiederkehrenden Schlafstörungen leiden, besprechen Sie dies unbedingt mit den ÄrztInnen des Vertrauens.
Quellen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20203380
https://www.dmsg.de/ms-kognition/kognitive_problem.html
https://www.dmsg.de/ms-kognition/kognitive_uebungen.html
https://n.neurology.org/content/neurology/90/6/278.full.pdf
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