Glück und Krankheit – so entgegnen Sie den typischen negativen Gedankenmustern nach einer Diagnose

Eine Diagnose kann das Leben auf den Kopf stellen. Das weiß auch Katharina Mühl – denn sie selbst erhielt bereits als Kind die Diagnose einer Autoimmunerkrankung. Heute ist sie Glückstrainerin. Wie sie den Weg dahin gefunden hat und welche Tipps sie Betroffenen mitgeben möchte, verraten wir Ihnen hier.
Vom Schock zum Glück
Dass eine Diagnose nicht zwanghaft Unglück bedeutet, haben wir schon in Teil eins unserer Artikel zum Thema Glück und Krankheit berichtet. Dennoch: Oft ist eine Diagnose zunächst ein Schock. Wie aus dem Nichts wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen und das ganze Leben gerät für einen Moment aus den Fugen. Um mit diesem Gefühl der Ohnmacht nach einer Diagnose umzugehen, empfiehlt Glückstrainerin Katharina Mühl in erster Linie sich Zeit zu nehmen, in sich zu kehren und sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Frau Mühl erklärt, wie sie selbst sich nach ihrer Diagnose gefühlt hat: „Es gab Phasen, in denen negative Gedanken und Sorgen meinen Alltag bestimmt haben. Aber irgendwann habe ich mir gedacht: Okay Schluss, ich kontrolliere meine Krankheit und nicht die Krankheit mich. Dass man mit einer Krankheit nicht glücklich sein kann, ist ein Trugschluss!“ Denn es ist nicht die Krankheit an sich, die unglücklich macht, sondern die eigene Einstellung.
Außerdem kann es, laut Frau Mühl, hilfreich sein, das eigene Unterstützungsnetzwerk anzuzapfen. Wem es zunächst schwer fällt über die Krankheit zu sprechen, für den können Selbsthilfegruppen eine gute Unterstützung sein. Zu sehen, dass viele Betroffene ohne große Einschränkungen ihren Alltag bestreiten, kann negative Gedankenspiralen lösen und Hoffnung geben. Positive Vorbilder können aber auch woanders gefunden werden, beispielsweise in den sozialen Netzwerken.
Negative Gedankenspiralen nach einer Diagnose
Wieso passiert das ausgerechnet mir? Wird mein Leben je wieder wie vorher? Vielleicht kommen diese Gedanken auch Ihnen bekannt vor. Frau Mühl erklärt: Der Schlüssel zum Glück ist, diese negativen Gedankenmuster loszulassen. Wie können Sie mit solchen typischen Gedankenmustern nach einer Diagnose umgehen?
1. Warum passiert das gerade mir?
Die Frage, warum gerade man selbst von einer Krankheit betroffen ist, hat sich vermutlich jeder Betroffene schon einmal gestellt. Das zeigt, dass man nach einer Diagnose dazu neigt, sich stark auf das eigene Leid zu konzentrieren – laut Frau Mühl ein echter Glückshemmer. Was wir dabei vergessen ist, dass wir nicht alleine sind. Viele tausende Menschen haben dieselbe Diagnose erhalten. Statt uns auf das Schlechte zu konzentrieren, empfiehlt Frau Mühl die positiven Dinge ins Auge zu fassen: Beispielsweise, dass die Lebensumstände in dem Land, in dem man lebt, es erlauben verhältnismäßig gut mit Krankheiten und Schicksalsschlägen umzugehen.
2. Womit habe ich das verdient?
„Was habe ich verbrochen, damit ich mit einer Erkrankung bestraft werde? Womit habe ich das verdient?“ Frau Mühl sagt, die Antwort lautet: Gar nicht. Niemand verdient eine chronische Erkrankung. Deshalb legt Frau Mühl allen Betroffenen ans Herz, sich nach einer Diagnose bewusst zu machen, dass man nicht Schuld an der eigenen Erkrankung ist. Denn Schuldgefühle führen automatisch zu negativen Gedanken. Sich ins Gedächtnis zu rufen, dass die Welt weder gerecht noch ungerecht ist, kann helfen, die Krankheit nicht als Bestrafung zu sehen. Stattdessen kann es nützlich sein, die Erkrankung als Herausforderung zu betrachten und zu überlegen, wie man an ihr wachsen kann.
3. Wird es jemals so sein wie früher?
Ebenfalls ein typisch negatives Gedankenmuster ist die Frage, ob das Leben je wieder so wird wie vorher. Laut Frau Mühl sollte diese Frage grundsätzlich aus dem Kopf gestrichen werden. Denn die Wahrheit ist, dass das niemand vorhersagen kann. Und muss es denn wirklich wieder so werden wie früher? Warum kann nicht auch etwas Neues beginnen? Frau Mühl empfiehlt die Diagnose als Beginn einer neuen Ära anzusehen, in der man selbst Wege findet, mit den eigenen Einschränkungen umzugehen. Möglicherweise ist die Diagnose sogar eine Chance sich auf Dinge zu fokussieren, die bislang zu kurz gekommen sind.
4. Für Eltern und Angehörige: Kann mein Kind / Partner / etc. je wieder glücklich sein?
Nicht nur der Betroffene selbst, auch Angehörige können unter der Diagnose leiden. Liegt uns ein Mensch am Herzen, ist uns dessen Glück oft so wichtig wie das eigene. Eine Diagnose kann bewirken, dass das Grundvertrauen in die eigene Gesundheit verloren geht. Frau Mühls Tipps, um aus dem damit verbundenen Unglück herauszukommen, lauten auch für Betroffene, neue positive Erfahrungen zu sammeln, sich professionelle Hilfe zu suchen und sich jemandem anzuvertrauen.
Eine Diagnose kann das Leben von Grund auf verändern und stellt Betroffene vor große Herausforderungen. Hierbei ist es wichtig, aktiv nach Wegen aus der mentalen Krise zu suchen. Frau Mühl ist fest davon überzeugt, dass man auch nach schweren Schicksalsschlägen wieder neues Lebensglück finden kann – indem man lernt, negative Gedankenmuster loszulassen und immer wieder bewusst auf Glückssuche zu gehen.
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